20 Jahre Kletterschacht
Wo Francke-Schüler seit 20 Jahren klettern
Kinder haben Erfolgserlebnisse, die nicht durch intellektuelle Anstrengung erzielt werden; Jugendliche geben Halt und erfahren, dass man sich auf sie verlässt; Absprachen werden getroffen und zuverlässig eingehalten – all das geschieht zusätzlich zum regulären Unterricht an der August-Hermann-Francke-Schule, und zwar im Kletterschacht. Diesen Monat jährt sich dessen Einweihung zum zwanzigsten Mal und Eckhard Klöckner erinnert sich noch genau: „Als im Gebäude Talstraße 20 Grundschule und Sporthalle eingerichtet waren, hatte die Schule noch keine Verwendung für den Schacht eines ehemaligen Lastenaufzuges. Das war die Chance für die Kletter-AG, die bislang nur auf Fahrten im Taunus oder der Rhön so richtig kraxeln konnte, einen Übungsbereich im Schulgebäude zu bekommen.“
Der Erdkunde- und Biologielehrer ist seit dem Jahr 1991 an der Gießener Schule tätig. Die Möglichkeit, ein faszinierendes Hobby als sinnvolle Ergänzung des schulischen Angebots einbringen zu können, motiviert ihn bis heute.
Für die Schule ist dies ein Glücksfall, prägt Klöckner doch seit über zwei Jahrzehnten mit seiner Fachkenntnis und seinem Engagement das Angebot der Kletter-AG. Auf einer Grundfläche von 3,5 auf 4,5 Metern entstand die Möglichkeit, über 12 Meter an Höhe zu erklimmen. Nicht nur die Wände, auch die Decke ist mit Griffen versehen, so dass Schüler von Klasse 1 bis 13 unter einem Überhang oder sogar oben horizontal klettern können. Die Sicherung geschieht durch stabile Karabiner und Seile, welche alle 5 Jahre komplett ausgetauscht werden, und wird vom unten stehenden Lehrer oder anderen geschulten Personen wahrgenommen. Auf festen Routen steigen die Schulkinder nach oben, beispielsweise als Anfänger immer den blauen Griffen folgend, während neue Griffe immer andere Kombinationen ermöglichen und auch die Fortgeschrittenen reizen: Der „Koala-Trail“ folgt in grau-brauner Farbgebung dem Eukalyptus-Baum, andere Halterungen sind modelliert wie eine Felswand draußen in der Natur. Den Kletterern um Klöckner gehen die Ideen nicht aus!
Schulleiter Johannes Wunderlich, selbst Sportlehrer, urteilt: „Hoch hinaus und ans Limit gehen, das ist ein Wagnis, das man Meter um Meter in unserem Kletterschacht eingehen kann. Die persönlichen Grenzen ertasten und dabei zu wissen, dass die Mitschülerin bzw. der Mitschüler am Boden für die nötige Sicherheit sorgt, diese besondere Erfahrung gibt es hier!“