Zeitzeugin der Landshut-Entführung
Berührender Vortrag über Landshut-Entführung
Mit 90 Menschen in einem Boeing 737-Jet eingesperrt sein, in dem sich nach Ausfall der Klimaanlage Temperaturen von ungefähr 60 Grad Celsius entwickeln, aber kein Getränk verfügbar ist! Das hat Diana Müll erlebt, als sie mit 19 Jahren auf dem Heimflug von Mallorca Opfer einer Flugzeugentführung wurde, und darüber berichtete sie im Rahmen des Geschichtsunterrichts dem 13. Jahrgang an der August-Hermann-Francke-Schule.
Aufmerksam und betroffen ließen sich die Jugendlichen schildern, wie die permanente Überwachung durch vier bewaffnete Terroristen während der fünftägigen Odyssee an den Nerven zerrte und dass die katastrophalen hygienischen Bedingungen an Bord der „Landshut“ vergleichsweise geringere Bedeutung bekamen angesichts der Bedrohung durch Handgranaten und Pistolen. Die psychischen Grausamkeiten, denen Diana Müll und ihre Schicksalsgenossen ausgesetzt waren, gipfelten in der Hinrichtung des Flugkapitäns, der weniger als einen Meter von ihr entfernt gefoltert und erschossen wurde. Ein Ende fand das Geiseldrama, mit dem im Oktober 1977 eigentlich die Freilassung von RAF-Terroristen erpresst werden sollte, durch die aufregende, aber erfolgreiche Befreiungsaktion der GSG 9. Bis die junge Frau aus Daubringen ihre Eltern wieder in die Arme schließen konnte, hatte auch die Familie viel zu erleiden, denn die Informationen flossen nur spärlich, während das gekaperte Flugzeug sechs Häfen nacheinander anflog.
Diese zweite Ebene, nämlich die Geschehnisse in der Heimat, ist auch ein zusätzliches Thema in ihrem Buch, das Müll zusammen mit der Journalistin Christine Bode über ihre Zeit an Bord der Lufthansa-Maschine geschrieben hat. „Mogadischu“ hat, wie auch die Durchführung von Veranstaltungen, für Frau Müll die Aufgabe, „dass die Geschichte nicht einschläft“. Mit diesem Vortrag, für den Geschichtslehrer Jochen Klautke herzlich dankte, fand die Unterrichtseinheit über den Linksterrorismus der 70er Jahre einen eindrücklichen Abschluss, der dem Abiturjahrgang ganz offensichtlich zu denken gab.
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